Der Tiger
Sein Blick verfolgt gebannt in weiter Ferne,
bewegte Schatten, wo der Himmel endet.
Im fahlen Schein funkelnder Sterne
Glänzt gold sein Haupt, das er zum Mond hin wendet.
Es scheint, als lausche er den Rufen seiner Artgenossen
Mit denen er durch dichten Dschungel strich.
Sein Blick schweift müde und verdrossen.
Genug gestarrt, er langweilt sich.
Mit einem Ruck bewegt er seine schweren Glieder
Und richtet sich zum Stehen auf.
Das Zucken seiner Augenlider
Verrät die angespannten Muskeln vor dem Lauf.
Als ob es Freiheit ohne Grenzen gäbe,
setzt er sich kraftvoll in Bewegung.
Sein Sprung, begrenzt durch Gitterstäbe,
verkümmert in der Dämmerung.
Er lässt sich fallen auf die kalten Platten,
den Kopf legt er ergeben auf die harten Steine.
Sein Tatendrang und seine Muskelkraft ermatten.
Nur regt sich Sehnsucht noch im Beben seiner Beine.
